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Fünf Jahre Panama Papers

Die Geschichte des größten Daten-Leaks aller Zeiten

Vor fünf Jahren habt ihr die „Panama Papers“ veröffentlicht - in einer Kooperation mit Journalistinnen und Journalisten aus der ganzen Welt. Wenn ihr auf den 3. April 2016 heute zurückschaut: Was hat euch am meisten überrascht?

Ehrlich gesagt: die ungeheure Resonanz. Man hofft ja immer darauf, dass eine Geschichte einschlägt, und wir wussten schon, dass das Potential groß war. Aber dass am nächsten Morgen die New York Times, die Washington Post, CNN und das Wallstreet Journal anrufen würden, dass das Thema überall auf den ersten Seiten der Zeitungen stehen würde, dass die ganze Welt für ein paar Tage ausgerechnet über Steueroasen sprechen würde und sich dann selbst Vladimir Putin und Barack Obama dazu äußern würden, das hat uns schon ein wenig sprachlos gemacht.

Als Folge der „Panama Papers“ wurden weltweit über zwei Milliarden Euro hinterzogene Steuern und Strafzahlungen eingetrieben, die Gesetzgebung wurde in einigen Ländern verschärft und viele Steuerhinterzieher wurden verurteilt. Seid ihr zufrieden mit den Folgen?

Die „Panama Papers“ haben eine wichtige Diskussion in Gang gesetzt – über die Notwendigkeit von Steuern, über Intransparenz und Ungleichheit auf dieser Welt. Tausende Menschen sind auf die Straßen gegangen, auf der ganzen Welt haben Demonstranten Veränderung gefordert – und sie haben sie in vielerlei Hinsicht auch bekommen. Politiker sind zurückgetreten und manchmal sogar vor Gericht gebracht worden, Kriminelle verurteilt und wichtige Gesetze geändert worden. Selbst üble Steueroasen wie die Britischen Jungferninseln und die Kaimaninseln haben Besserung geschworen. Sind wir also zufrieden? Absolut, man erlebt ja quasi nie derartig viele Folgen einer Recherche, die man selbst angestoßen hat, das ist einmalig. Aber wenn die Frage lautet: Sollte sich noch mehr ändern im Briefkastenfirmengeschäft?, dann müssen wir natürlich trotzdem sagen: ja.

Können Bücher die Welt verändern?

Ja, bestimmt. Ob unseres dazu gehört, können wir selbst nicht sagen. Und wenn es so wäre, gebührte die Ehre der Person, die es möglich gemacht hat: John Doe, der Whistleblower, der uns die Unterlagen zugespielt hat. Er hat die Welt mit seinem Schritt ein Stück besser gemacht. Wir haben recherchiert und ein Buch geschrieben, aber ohne John Doe gäbe es keine „Panama Papers“.

Als Investigativjournalisten und erhaltet ihr immer wieder Hinweise auf Missstände. Aus wie vielen Nachrichten und Kontakten werden denn tatsächlich Artikel oder Bücher, die ihr veröffentlicht?

Aus den Wenigsten. Täglich melden sich Dutzende Menschen bei uns. Sie schreiben E-Mails, rufen an, manche stehen auch an der Pforte der Süddeutschen Zeitung. Und wir versuchen selbstverständlich, allen Gehör zu schenken, auch dann, wenn sich ihre Geschichten erst mal verrückt anhören. Denn: Wer hätte gedacht, dass jemand, der sich als „John Doe“ vorstellt, einmal Regierungen zu Fall bringen würde? Und wie seltsam hörte es sich an, als da jemand erzählte, dass der spätere österreichische Vizekanzler sich in einer Finca auf Ibiza vor einer angeblichen Oligarchennichte, die er nicht kannte, um Kopf und Kragen geredet hat?

Nach den „Panama Papers“ habt ihr „Die Ibizaaffäre“ veröffentlicht, in deren Folge die österreichische Regierung stürzte. Werden die Leute nervös, wenn ihr euch heute am Telefon mit Namen meldet?

Nein, um Gottes Willen, uns kennt man immer noch nur in sehr speziellen Zirkeln, und ich glaube in diesen Kreisen wird man nur bei ganz anderen Anrufen wirklich nervös. Wenn die Staatsanwaltschaft anruft zum Beispiel …