Drei Fragen an Maxim Leo »Wir werden jung sein«
Drei Fragen an Maxim Leo
In Ihrem Buch werden fünf Menschen, die an einer medizinischen Studie der Berliner Charité teilnehmen, verjüngt. Wird ihr Leben dadurch besser?
Tja, das ist die Frage. Und die Antwort darauf wird vermutlich nicht nur für die Helden meines Romans, sondern für jeden Menschen auf der Welt eine andere sein. Die ewige Jugend, das ewige Leben ist zugleich eine ewige Sehnsucht des Menschen, da es zunächst sehr verlockend erscheint. Je länger man jedoch darüber nachdenkt, desto problematischer wird es. Wenn man allein daran denkt, wie schwer es uns fällt, in unserer heutigen Lebenszeit Sinn und Erfüllung zu finden, wie anstrengend wäre es wohl, 150 Jahre lang oder gar für immer glücklich sein zu müssen? Ganz abgesehen von den Problemen der Überbevölkerung, der sich selbst konservierenden Eliten und dem Ende der Renten- und Sozialsysteme.
Ihr Roman kommt wie Science Fiction daher, aber ist es das wirklich?
In der Wissenschaft scheint es mittlerweile Konsens zu sein, dass die Verjüngung des Menschen keine Frage des Ob, sondern nur noch des Wann ist. Optimisten sagen, in zehn bis fünfzehn Jahren werde es ein Medikament geben, mit dem man die biologische Uhr zurückdrehen kann, andere sind da skeptischer. Mich hat dieses Thema vor allem deshalb gereizt, weil es offenbar immer weniger Science Fiction ist. Fünfzehn Jahre ist es her, dass der japanische Zellforscher und Nobelpreisträger Shin’ya Yamanaka herausgefunden hat, wie man menschliche Zellen durch Reprogammierung verjüngen kann. Seitdem wird weltweit mit riesigen Budgets an der Entwicklung eines Verjüngungs-Medikaments gearbeitet. Dabei wurden bereits erstaunliche Fortschritte erzielt, wovon allerdings außerhalb der Wissenschaftswelt kaum jemand Notiz zu nehmen scheint.
Wenn Sie persönlich die Möglichkeit hätten, würden Sie das Medikament nehmen?
Ich denke schon, weil ich sehr neugierig bin und immer wissen will, wie es weitergeht. Ich hätte auch nichts dagegen, wieder ein paar mehr Haare auf dem Kopf zu haben, die verdammten Rückenschmerzen los zu sein und beim Fußball noch mal richtig sprinten zu können. 37 wäre ein schönes biologisches Alter, das ich sicherlich eine Zeit lang genießen könnte. Ich schätze allerdings, dass meine Kinder es nicht so toll finden würden, wenn wir auf einmal gleichalt wären und sie keinen Nachwuchs bekommen dürften, weil wir sonst zu viele auf der Erde sein werden.
Foto: Jugendfoto des Autors © Sven Görlich