Zum Tod von Richard Rogler
Richard Rogler war ein großartiger Künstler, ein Kabarettist, v.a. aber ein herausragender Schauspieler, dessen Wege sich Mitte der 80er Jahre in Köln mit meinen Wegen kreuzten: Ich war auf der Suche nach Buchautoren aus der Welt des Theaters, des Films und des Kabaretts mit besonderen erzählerischen Qualitäten - damals noch eine Seltenheit in den Programmen literarischer Verlage. Als ich Mitte dieses Jahrzehnts Richard Roglers Bühnenmonolog »Freiheit aushalten« im kleinen Kölner »Theater am Bauturm« sah, war das nicht nur wegen des genialen Titels eine Offenbarung: hier hatte ein Künstler aus der Welt des klassischen politischen Kabaretts souverän die Grenzen zur erzählerischen Literatur überschritten und eine ganz eigene, neue Kunstform entwickelt, die dann sofort auch in Buchform ein großer Erfolg wurde. In den Mittelpunkt rückte bei ihm statt der satirischen politischen »Nummern«, wie das damals hiess, die Darstellung von Menschen, die hochkomisch, aber auch verzweifelt in den Netzen ihres Lebens zappelten und sich beim Erzählen ihrer Lebensabenteuer um Kopf und Kragen redeten.
Schnell wurde Richard ein Freund des Verlags und vieler Mitarbeiter, es folgten vier weitere Bücher, die ihn neben seinen Bühnen- und TV-Auftritten ( v.a. in Dieter Hildebrandts »Scheibenwischer« und als Moderator der WDR - »Mitternachtsspitzen«) zu recht berühmt machten.
Groß waren später auch seine Verdienste bei der Vermittlung seiner Erfahrung und seines Könnens an die nächsten Generationen von Künstlern als Honorarprofessor an der Universität der Künste in Berlin.
Mit seinen Büchern hat Richard den Anstoß gegeben für viele weitere Bücher, die das Verlagsprogramm der folgenden Jahre und Jahrzehnte mitgeprägt haben - von Autoren wie Helge Schneider und Kurt Krömer etwa.
Durch seinen Tod verlieren wir nicht nur einen einflussreichen Autor des Verlags, sondern einen Freund, den wir nicht vergessen werden.
16.08.2024
Helge Malchow
ehemaliger Verleger und editor-at-large