Andreas Storm im Interview
In »Die Akte Madrid« geht es um die Verstrickungen zwischen Franco-Diktatur und Drittem Reich sowie der BRD. Was hat Sie an dem Stoff besonders interessiert?
Es geht um höchst unheilvolle Allianzen und um handfeste Verbrechen. Im Geschichtsbewusstsein hierzulande sind diese, erstaunlicherweise, kaum mehr präsent. Das fand ich besonders reizvoll, denn Deutsche und Spanier verbindet eben nicht nur der jährliche Mallorca-Urlaub, sondern auch eine gemeinsame Geschichte voller politischer Abgründe. Mir erschien das als geradezu ideales Terrain für den zweiten Lomberg, der wiederum eine fiktionale Story entlang von historischen Fakten erzählt. Und genau das macht die Lomberg-Reihe ja aus.
Im Mittelpunkt des Falls steht ein sagenumwobenes Gemälde. Was ist darauf zu sehen und warum ist das wichtig?
Es handelt sich um ein 1928 entstandenes Porträtgemälde mit dem Titel Tormenta en ciernes, übersetzt: Ein Sturm zieht auf. Es zeigt Salvador Dalí, Luis Buñuel und Federico García Lorca im Café Gijón von Madrid. Geschaffen wurde es von der schillernden Künstlerin Alma Arras. 1943 fällt es den Requirierungen des Franco-Regimes zum Opfer, bleibt bis ins Jahr 2016 verschollen, taucht plötzlich wieder auf – und wird direkt wieder gestohlen. Das wiederum ruft gleich mehrere Akteure auf den Plan. Ein Sturm zieht auf.
Was macht die Ermittlungen für Lennard Lomberg und Kriminalrätin Sina Röhm so heikel?
Bei ihren Ermittlungen müssen die beiden sprichwörtlich in die Folterkeller der untergegangenen Franco-Diktatur hinabsteigen. Allein das ist schon heikel genug, finden sich dort doch Spuren, die direkt nach Deutschland führen – und zwar nicht nur in die Nazizeit, sondern auch in die junge Bonner Republik. Heikel ist außerdem, dass Tormenta en ciernes einen mächtigen Mann in Bedrängnis bringt – den deutschen Verteidigungsminister. Und dann gibt es noch ein ganz persönliches Motiv, das Lomberg antreibt. Mehr will ich aber nicht verraten.
Orte der Handlung
- Madrid
Im Jahr 1928 ist die spanische Hauptstadt – neben Paris – die große Bühne der aufstrebenden Surrealisten-Bewegung. 1943 wütet der Terror der Franco-Diktatur gegen die Anhänger der untergegangenen Republik. 1982, fünf Jahre nach dem Tod des Caudillo, geschieht hier ein brutaler Mord.
- Granada
1936 wird Federico García Lorca in seiner andalusischen Heimatstadt zum ersten prominenten Opfer des Bürgerkriegs. Achtzig Jahre später pflegt die örtliche Lorca-Stiftung sein Andenken. Zwischen Alhambra, Albaicín-Viertel und christlicher Altstadt fahndet Lomberg nach Tormenta en ciernes.
- Bonn
1968 wird dem BKA eine brisante Akte zugespielt, die auf das geheime Verbrechensregister eines mächtigen Mannes hinweist. Braune Seilschaften im Bonner Regierungsapparat halten ihre schützende Hand über ihn, aber drei Männer sind fest entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Die Hauptfiguren
- Lennard Lomberg
Kunsthistoriker, ehemaliger Manager beim Auktionshaus Christie`s in London, inzwischen unabhängiger Kunstgutachter in seiner Heimatstadt Bonn. Er ist gerade 50 Jahre alt geworden und findet zunehmend Gefallen an der Rolle des Kunstdetektivs auf Abwegen.
- Sina Röhm
Leiterin des Dezernats für Kunst- und Kulturgutkriminalität beim BKA im Rang einer Kriminalrätin. 39 Jahre alt, geschieden und seit jüngstem mit Lomberg liiert. Resoluter und hoch professioneller Counterpart bei Lombergs inoffiziellen Ermittlungen.
- Enea Montoya
In Granada ansässige Menschenrechtsanwältin mit bewegter Biografie, wie Lomberg 50 Jahre alt. Nebenher ist sie als Vorsitzende der Lorca-Stiftung tätig. Seit vielen Jahren treibt sie die Suche nach Tormenta en ciernes an. Bislang erfolglos.
- Andres Delgado
Historiker, Mitarbeiter der Universität von Granada, Podemos-Abgeordneter im Stadtrat und nebenher als Alhambra-Tourguide tätig. Im Jahr 1968 zur Welt gekommen – in jenem Jahr, in dem sein Vater plötzlich spurlos verschwand.
- Franziskus Ritter
Jahrgang 1954. Amtierender deutscher Verteidigungsminister und designierter NATO-Generalsekretär. Sohn von Julius Ritter, dem einstigen Honorargeneralkonsul der Bundesrepublik Deutschland in der Provinz Málaga. Gerät durch Tormenta en ciernes in arge Bedrängnis.
Die Akte Madrid
Die Akte Madrid
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