Drei Fragen an Anne Gesthuysen »Vielleicht hat das Leben Besseres vor«
Dein neuer Roman spielt in der kleinen Gemeinde Alpen am Niederrhein. Warum hast du dich für diesen Schauplatz entschieden und was ist das Besondere an dieser kleinen Dorfgemeinschaft?
Wie alle meine Romane, so spielt auch dieser am unteren Niederrhein, unweit der holländischen Grenze. In Alpen bin ich aufgewachsen und ich hatte dort eine tolle Kindheit und Jugend. Den Menschen bin ich bis heute verbunden, denn sie haben die rheinische Fröhlichkeit, tragen das Herz auf der Zunge - manchmal auch zum eigenen Nachteil – und haben, wie vermutlich viele kleinere Gemeinden überall auf der Welt, diesen besonderen Zusammenhalt, der manchmal anstrengend, aber oft beschützend ist. Es wird geklatscht und getratscht, aber, wenn es nötig ist, raufen alle sich zusammen, krempeln die Ärmel hoch und packen gemeinsam an.
In all deinen Büchern ist Familie – füreinander da sein, aber auch familiäre Erwartungen und Druck – ein zentrales Thema. Mit welchen Herausforderungen und Konflikten ist die Hauptfigur Anna dieses Mal konfrontiert?
Anna von Betteray steht diesmal einer Kindheitsfreundin Heike bei. Deren Tochter Raffaela wird mehr tot als lebendig auf einem Waldweg gefunden. Und während im Dorf die Gerüchte ins Kraut schießen, kämpft Heike mit mütterlichen Schuldgefühlen. Sie hat Raffaela als Baby fallen lassen, nach einer Hirnblutung ist sie geistig behindert und wird niemals im Leben allein zurechtkommen. Anna bangt mit ihrer Freundin um das Leben ihrer Tochter und auch ihre Familie, Mutter Mechthild von Betteray, Maria von Moitzfeld und Ottilie Oymann unterstützen Heike, wo sie nur können... Wobei Ottilie auch noch eigene Sorgen hat. Ihr Senioren-Chor will zum Jubiläum eines Spargelbauernhofs ein „Potpourri der guten Laune mit Hits aus 9 Jahrzehnten“ vortragen. Dabei geraten sie in Konflikt mit einer jungen Frau, die sich als Hüterin diskriminierungssensibler Sprache versteht und die alten Liedtexte als rassistisch oder sexistisch ablehnt. Sie informiert die Antidiskriminierungsstelle des Kreises und das ganze Dorf ist in Aufruhr. Ein Fall für das ausgleichende Talent der jungen Pastorin Anna von Betteray.
„Vielleicht hat das Leben Besseres vor“ – für welche Figuren im Buch gilt dieser Satz?
Die Situation für Heike Müller, eine Hauptfigur in dem Roman, ist verzweifelt. Sie hat die geistige Behinderung ihrer Tochter durch einen Moment der Unachtsamkeit, in einer verdammten Sekunde verursacht. An ihren Schuldgefühlen zerbricht erst ihre Ehe, und dann sie selbst. Das Mädchen, inzwischen 15 Jahre alt, ist völlig abhängig von ihrer Mutter, kaum ein anderer kann mit ihr umgehen. Heike Müller kommt ans Ende ihrer Kräfte und es sieht so aus, als gäbe es nur noch einen Ausweg. Für sie ist dieser Satz gedacht. Denn „Vielleicht hat das Leben Besseres vor“!
Eine junge Pastorin am Niederrhein, eine Mutter, die unermüdlich für ihr Kind kämpft, und eine Dorfgemeinschaft, die Schicksal spielt: Anne Gesthuysens neuer Roman ist da!
In der kleinen Gemeinde Alpen am Niederrhein laufen die Vorbereitungen für das jährliche Spargelfest auf Hochtouren. Während die Zelte aufgebaut werden und der Chor rund um Ottilie Oymann über »diskriminierungssensible Sprache« in alten Liedtexten streitet, hat die Pastorin Anna von Betteray ganz andere Sorgen. Raffaela, ein Mädchen, das seit einem Unfall geistig behindert ist, liegt im Koma. Sie wurde bewusstlos aufgefunden, niemand weiß, was passiert ist. Umso mehr brodelt die Gerüchteküche. Wurde das Mädchen Opfer einer Gewalttat? Stecken Drogendealer oder Spargelstecher dahinter?
Die Polizei folgt den spärlichen Spuren, das Dorf ermittelt eifrig mit. Auch ihre eigene Familie bereitet Anna Kummer: Ihre Schwester Maria kämpft mit ihrer Sucht und Ängsten, ihr Neffe Sascha sucht nach Halt, und ihre Mutter versucht ständig, sie zu verkuppeln. Als unvorhergesehene Ereignisse die Familien zusammenbringen, zeigt sich: Hoffnung kann blühen, wenn man es am wenigsten erwartet.
Voll psychologischem Feingefühl und mit hinreißendem Witz erzählt Anne Gesthuysen von Schuldgefühlen und Mutterliebe, der Kraft einer Gemeinschaft und einem Leben, das endlich gelebt werden will.